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Agadez-Tahoua

29.02.1988 Montag
Wir besuchen Heute den Markt von Agadez. Birgit, Hartmut und ich. Die anderen wollen sich um die Autos kümmern. Es ist wie ein Abtauchen in eine andere Welt. Als erstes fallen mir die vielen Leute auf die gerade vom Schlachthof kommen mit Schüsseln auf dem Kopf mit Schaf- oder Ziegenteilen. Dann laufen wir einfach in den Markt hinein. Anfangs noch wie ein Kork auf einem Bach doch dann gehören wir bald dazu. Kein Vergleich zu dem farblosen Algerien. Wir werden von vielen Seiten angesprochen. Man bietet uns Messer an, Agadezkreuze, Touareglederarbeiten. Wir laufen durch Haufen von Tomaten und Melonen. Gewürze Sackweise. An der Luft hängendes Fleisch mit tausenden von Fliegen. Wir laufen durch enge verwinkelte Hüttengassen. Ich muss dauernd meinen Kopf einziehen weil es sehr niedrig ist . Monsieur hier, Madame regardez dort. Stoffe zuhauf in allen Farben. Das Leben hier überrollt einem.

Gegen Mittag lädt uns ein Händler von Touaregwaren zum Tee ein. Birgit und ich nehmen an. Wir nehmen in der Hütte Platz, die nach vorne hin auf ist. Über Geschäfte wird überhaupt nicht geredet. Er zeigt uns Adressen von Freunden und Geschäftspartner aus USA, Canada, Deutschland und und und. So reden wir über alles mögliche . Irgendwann holt er einen Block heraus um etwas zu schreiben und gibt mir dabei ein Blatt und ich traue meinen Augen nicht. Es ist ein Original Roadbook der Paris-Dakar. Ich mache nicht viel aufhebens davon und rede recht unverbindlich darüber.Wir machen aus das ich am Abend vorbeischauen und einen Walkman als Tauschobjekt mitbringen werde. Er gibt mir daraufhin das Roadbook mit.

Mit Birgit ziehe ich dann anschliessend weiter durch die Stoffläden um ihr einen Stoff zum zudecken zu kaufen. Es kommt mir vor wie mit Andrea in der Stadt. Nach langem hin und her entscheidet sie sich dann für einen bedruckten Baumwollstoff für 2000 CFA/3m.
So schlendern wir dann langsam zum Hotel. Wir verbringen den Mittag in dem Garten einer Bar. Gegen halb fünf zieht es mich wieder auf den Markt.Birgit, Tom und Emanuel begleiten mich. Wir suchen jemanden der Birgit die Haare a la Bo Derek flechtet. Bei unserenm Händler fange ich dann wieder an zu handeln. Dabei finde wir auch jemanden für Birgit. Emanuel begleitet sie.
Mein Geschäft sieht dann nach 1,5 Stunden und drei Tee folgendermassen aus 15000 CFA für zwei Gold und zwei Silberohrringe
Ein Walkman , eine Rechneruhr für ein Silbernes Bilmakreuz, ein Startschild der PD und das Roadbook.und natürlich ein Mittel (Rinde) gegen Sporpione. Zum Schluss schenkt er mir noch, wir habe gleichaltrige Kinder, ein Armband für Francoise. Mittlerweile kommt auch Birgit zurück. Es haut einen um wenn man sie so sieht. Wirklich fast wie Bo Derek. Wahnsinn.
Der Afrikafriseur (von Birgit):


Der Weg zum Friseur führte uns immer mehr vom Markttreiben ab in die Hinterhöfe des Städtchens. Die Häuser wurden kleiner , die Straßen schmäler, der Dreck mehr und Afrika näher. Wir gingen in ein kleines Häuschen daß hinten einen Hinterhof hatte. Hier spürte man die Armut mehr als auf den Märkten. In den Augen der Bewohner machte sich erstaunen breit als mein Führer erklärte das ich gerne auch so Zöpchen hätte. Bald lief die ganze Nachbarschaft zusammen und ich saß dann mitten im Kreis unter lauter neugierigen und kichernden Kindern. Anscheinend machten sie schon so Spässchen über mich, denn es ging dauernd irgend ein Gekichere los.
Aber meine Friseuse machte es sehr gut, es gab kein gezerre und gezupfe sondern sie flechtete zart und gekonnt und nach einer halben Stunde war der ganze Kopf mit Zöpfen verziert. Als ich dann als Lohn 1000 CFA (ca.6DM) und eine Haarspange gab, brach das ganze Volk in Beifall aus und man bedankte sich herzlich bei mir. Irgendwie fühlte ich mich als Gast beschämt. Emanuel erzählte mir daß diese Leute wohl 5 Tage davon leben könnten und das dies für diese Frau wohl ein extremer Stundenlohn wäre. Er sagte auch weiter, daß sie Achtung vor mir hätten, dass ich als Weisse mich „heruntergelassen“ hätte und zeigte dass ich so sein wollte wie sie . Anscheinend hat es ihnen imponiert.Mir jedenfalls hat es Spass gemacht und es war ein nettes Erlebnis  und die Frisur ist bei dieser Hitze wohl das beste was es gibt. Nur ist es am Anfang recht lästig wenn man sein Spiegelbild nicht erkennt!

01.03.88
Wir wollten heute in aller Frühe losfahren, verhandeln dann jedoch noch bis ca. 10 Uhr. Anschließend nehmen wir die Strasse nach Tahoua in Angriff. Die Landschaft verändert sich langsam aber sicher in eine Savanne. 

Die Ortschaften kommen wieder öfters und werden so wie man sich afrikanische Dörfer vorstellt. Ein runder Lehmring und darauf ein Strohdach. Wir sehen immer öfters Viehherden. Die Rinder haben sehr lange Hörner. Ab und zu taucht ein grüner Fleck auf. Nach 300km sehen wir seit dem Mittelmeer wieder die erste Wasserfläche. 

Dort ist ein Grün, dass man dies nach so viel Sand gar nicht grüner beschreiben kann. Gegen 17 Uhr kommen wir in Tahoua an und übernachten im Hotel. Wie immer die grosse Handelei. Ich spaziere mit Birgit noch ein bischen durch die dunklen Strassen die voller Leben sind. Jeder Stand hat eine Petroleumlampe damit man die Waren begutachten kann. Am Abend spreche ich noch mit einem norwegischen Entwicklungshelfer über die Geschichte von Agadez und der Tuareg. Sehr Interessant.


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